Hänsel und Gretel
Es war einmal vor langer langer Zeit, da lebte in einer kleinen Hütte am Waldrand ein armer Besenbinder mit seiner Frau und seinen beiden Kindern Hänsel und Gretel. Trotz ihrer Armut waren die Kinder fröhlich und vergnügt. Darüber vergaßen sie manchmal ihre Arbeit. Kam die Mutter des Abends müde von ihrer Arbeit heim, musste sie oft die Kinder zurechtweisen. So auch heute. Gretel hatte den Strumpf nicht fertig gestrickt und Hänsel hatte seinen Korb nicht fertig geflochten. Und nun fiel auch noch der Milchtopf um! So schickt die Mutter die Kinder in den Wald um Beeren für das Abendbrot zu suchen. Dann schläft sie vor Müdigkeit am Küchentisch ein. Der Vater kommt nach Hause. Er hat viele Körbe und Besen verkauft und für die Taler gute Sachen zum Abendbrot mitgebracht. Als er erfährt, dass die Kinder im Wald sind, gerät er in Sorge: „ Wenn sie sich nun verirren, werden sie noch im Zauberland von der Hexe gefangen!“ Daran hatte die Mutter nicht gedacht. Die Eltern machen sich sogleich auf, um die Kinder zu suchen.Hänsel und Gretel haben ihr Körbchen vollgepflückt. Voller Übermut stecken sie sich gegenseitig eine Beere in den Mund. Es ist still im Wald. Langsam wird es dunkler und die Waldtiere kommen, aber gleich sind sie wieder fort. Bäume und Büsche sehen ganz unheimlich aus! Nur ein weißer Vogel singt wunderschön. Der „giftige“ Fliegenpilz rät den Kindern, dem Zaubervogel zu folgen. Er weiß, dass dieser sie zur Knusperhexe bringen wird. Er ruft auch die Nebelfrauen, die den Weg nach Hause unsichtbar machen sollen. Doch das Sandmännchen vertreibt den Nebel und streut den Kindern Sand in die Augen. So schlafen sie ein und träumen von vielen Zwergen und Sternen. Am frühen Morgen weckt der kleine Taumann die Kinder. Plötzlich ist das weiße Vöglein wieder da. Es singt so schön, dass die Kinder ihm folgen. So kommen sie in das Reich der Knusperhexe.
Mit Homokulus, seinen Hexengeistern und den Irrlichtern ist es dort sehr unheimlich. Hänsel und Gretel kommen immer tiefer in den Wald. Mit einem Male stehen sie vor einem Pfefferkuchenhaus. Hungrig probieren sie von der Schokolade, den Nüssen und Mandeln. Da hören sie eine Stimme: „Knusper, knusper, knäuschen – wer knuspert an meinem Häuschen?“ Ängstlich rufen die beiden Kinder: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“ Und da geht die Tür auf und die Knusperhexe kommt heraus. Zunächst ist sie freundlich, doch dann bannt sie die Kinder mit ihrem Zauberstab. Hänsel kommt in den Stall, denn die Hexe will ihn bald zu einer zuckersüßen Brezel backen. Gretel muss Hänsel füttern und im Haus arbeiten. „Tut nicht, was die Hexe sagt“, warnt die Eule Schuschu, „sonst werden Brezelchen aus euch gemacht!“ Von nun an spuckt Hänsel jeden Bissen wieder aus. Trotzdem will die Hexe ihn verspeisen. Vor ihrem Festschmaus tanzt sie ausgelassen mit ihren Feuergeistern und Trollen. Dann befielt sie Gretel, in den Ofen zu schauen, ob er heißt genug sei. Gretel stellt sich dumm – und als die Hexe es ihr zeigen will, stößt Gretel zu. Nun wird die Hexe selbst zu einem Lebkuchen! Hänsel ist wieder frei! Da kommen auch schon Vater und Mutter! Glücklich schließen sie die Kinder in die Arme und gehen mit ihnen heim. Und den Hexenzauberwald gibt es nicht mehr!